IBSEN: GESPENSTER
EIN FAMILIENDRAMA IN DREI AKTEN MIT MARGOT UND MARKUS&MARKUS THEATERKOLLEKTIV
In Ibsens Drama Gespenster bittet Osvald seine Mutter, ihm zum Sterben zu verhelfen. Sie zweifelt. Und mit ihr zweifeln noch immer Gesellschaften überall auf der Welt, ob es ein Grundrecht auf selbstbestimmtes Sterben gibt.
Das Markus&Markus Theaterkollektiv traf seinen Osvald, die 81-jährige Margot, am 1. April und begleitete sie mit der Kamera während ihrer letzten Tage beim Ordnen ihrer Dinge, den letzten Arztbesuchen, Abschiedsfesten und schließlich auch auf ihrem Weg in die Schweiz. Dorthin, wo einige wenige Organisationen seit Jahren Sterbehilfe leisten auf dem schmalen Grat, den die Justiz ihnen lässt. Am 22. Mai waren sie auf Margots Beerdigung.
IBSEN: GESPENSTER dokumentiert diese besondere Begegnung. Das Stück ist eine Feier des Lebens, ein Dinner for One, bei dem die Tischdame ihren verstorbenen Freund_innen bereits gefolgt ist.
Begleitend zu dem Theaterabend hat das Kollektiv aus den aufgezeichneten, gemeinsamen Abendessen mit Margot die Videoinstallation »Bleibt ihr noch zum Essen?« erarbeitet, die vom 25.–29.10. bei uns zu sehen sein wird. Mehr Infos siehe unte:
https://www.wuk-theater.de/event/bleibt-ihr-noch-zum-essen-abschiede/2023-10-25/
Termine und Tickets
Freitag, 27.10. – 20:30 Uhr *Halle-Premiere*
Samstag, 28.10. – 20:30 Uhr
Sonntag, 29.10. 17:00 Uhr
WUK Theater Quartier
10 / 17 / 25€ – Freie Preiswahl
Erhältlich in unserem Online-VVK unter:
http://www.wuk-theater.de/karten
oder an allen Vorverkaufsstellen der Stadt
KONZEPT UND UMSETZUNG Lara-Joy Bues, Katarina Eckold, Manuela Pirozzi, Markus Schäfer, Markus Schmans und als Gast Margot.
Koproduziert durch: Gessneralle Zürich, ROXY Birsfelden und Mousonturm Frankfurt.
Gefördert durch: Stadt Zürich Kultur, Kanton Zürich, Migros Kulturprozent, Fondation Nestlé pour l’art, Ernst-Göhner Stiftung, Fachausschuss Theater und Tanz BS/BL
Das Gastspiel am WUK Theatear Quartier wird realisiert vom Netzwerk Freier Theater e. V. (NFT). Das NFT wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über das Programm „Verbindungen fördern“ des Bundesverbands Freie Darstellende Künste e.V.
Pressestimmen
Margot war eine starke Frau. Jetzt ist sie nur noch ein Video – aber was für eins! Denn Margot hatte beschlossen, im Mai 2014 mithilfe einer Schweizer Sterbehilfeorganisation Abschied zu nehmen, sich dabei von einer Kamera aufnehmen zu lassen und dieses Video für eine Theaterproduktion zur Verfügung zu stellen. Das ist es, was wir im neuen Stück des Kollektivs Markus&Markus zu sehen bekommen – und was uns umhaut.
Der Umhaueffekt entsteht aber gerade nicht aus dem dokumentierten Fakt, dass eine 81-jährige Frau sich für den Freitod entschieden hat. Und auch nicht daraus, dass wir dabei zusehen können, wie sie am Ende auf einem Krankenbett liegend die todbringende Infusion öffnet. Vielmehr haut einen um, dass Margot ihre letzten Wochen ausgerechnet mit einem Kollektiv wie Markus&Markus verbrachte, das seit Jahren für pennälerhafte Penetranz und radikale Perfektionslosigkeit steht. Aber Margot hat es durchgezogen – zusammen mit Markus&Markus. „Sehr hart“ sei das gewesen, sagt die Video-Margot und meint damit den Abschied vom Leben. Aber auch sehr schön. Und das hatte eben sehr viel mit dem Kollektiv zu tun, „die mir drei Wochen lang sehr schöne Tage beschert haben“, wie Margot im Video erklärt.
Dennoch ist der Sterbeabend immer noch erkennbar ein Stück vom Markus&Markus Theaterkollektiv – mit billigen Provokationen und Perückenspaß, so etwa, wenn sie den Papageno- und Werther-Effekt mit trashigen Spielszenen erklären, die selbst das tiefste Schultheater-Niveau noch unterbieten.
Theater der Zeit
Über Markus&Markus Theaterkollektiv
Markus&Markus ist ein Theaterkollektiv, das 2011 von Studierenden der Szenischen Künste in Hildesheim gegründet wurde. Die Gruppe besteht aus Lara-Joy Bues, Katarina Eckold, Markus Schäfer und Markus Schmans. Zusammen steht das Kollektiv für eine ureigene Form dokumentarischen Theaters, leidenschaftliche Investigation und radikale Perfektionslosigkeit.
Die Arbeiten zeichnen sich aus durch eine intensive Recherche, deren Ergebnis eingefangen auf der Videoebene einen elementaren Baustein der Inszenierungen bildet. Es geht dem Kollektiv jedoch nicht darum, eine Realität dokumentarisch abzubilden und die Welt zu erklären – stattdessen ist der Theaterkontext für den Zugriff auf die Realität entscheidend