COLTAN FIEBER

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  • Beitrag veröffentlicht:1. Februar 2023

Filmvorführung mit Nachgespräch

Yves Ndagano ist ein ehemaliger Kindersoldat und Schürfer einer Coltan-Mine im Osten der Demokratischen Republik Kongo. In COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE reist er erstmals zurück an die Orte seiner Kindheit, um sich seiner eigenen traumatischen Geschichte an deren Originalschauplätzen wieder zu bemächtigen. Mit einer Holzpuppe als Stellvertreter kann er das Unsagbare, was ihm geschehen ist, ausdrücken. Während des Filmdrehs zeigt sich, dass der Kampf um die Rohstoffe die Region immer noch bestimmt.

Ndagano begegnet seinen Entführern, er kehrt zurück in die Coltan-Mine und an den Ort, an dem er zum Mörder gemacht wurde. Er versucht so aufzudecken, in welchem Zusammenhang sein Schicksal mit dem globalen Rohstoffhandel steht. Schließlich konfrontiert er auch seine Familie, die ihm jahrelang mit Ablehnung begegnet war – dann bricht während des Filmdrehs der Vulkan Nyiragongo aus… Diesen inneren und äußeren Zerstörungen begegnet Yves Ndagano mit einem in Europa unterschätzen Konzept: der Reparatur. Dem Glauben, dass Dinge wiederhergestellt werden können und daraus Neues entstehen kann.

Regiestatement VON YVES NDAGANO und  JAN-CHRISTOPH GOCKEL

„Unser Film zeigt nicht nur meine Geschichte, sondern spiegelt die Lebensrealität vieler Menschen wider. Die Bedeutung der Ressourcen und Rohstoffe ist für uns hier im Kongo keine theoretische. Ich sage das, weil ich in der Mine gearbeitet und in der Rebellenarmee gekämpft habe, ohne zu wissen, was ich ausgrabe und warum ich Menschen töten musste. Die Welt muss erfahren, warum die Menschen in einer der reichsten Regionen der Welt so arm sind und wer von diesem Reichtum profitiert. Es ist für mich sehr wichtig, dass dieser Film nicht nur im Kongo, sondern auch dort gezeigt wird, wo das Coltan schließlich landet. Wir alle tragen ein Stückchen Kongo in der Hosentasche – unsere Smartphones.“

Die starke Dokumentation zu ihrem Puppentheaterprojekt hilft uns, Hausaufgaben in Sachen postkolonialer Verantwortung zu machen. #untertage befasst sich mit dem Komplex Bergbau – das geht nicht ohne an Ideologien zu rütteln, patriachale Machtstrukturen zu verlernen und den eurozentrischen Blick aufzureißen.

Wir freuen uns besonders, ein Nachgespräch mit dem Produktionsteam des Films anbieten zu können: Yves Ndagano (online zugeschaltet aus DR Kongo) und Kathrin K. Liess (online zugeschaltet) sowie Niels Kropp vom Friedenskreis Halle e.V. und Eine Welt-Fachpromotor Migration und Entwicklung werden dabei sein!

Termin

Dienstag, 21.02. – 18:30 Uhr
Film-Dauer: 77 Minuten
Nachgespräch (Fr. / Eng. mit Übersetzunng) mit:
Yves Ndagano (online zugeschaltet aus DR Kongo)
Kathrin K. Liess (online zugeschaltet)
Niels Kropp – Friedenskreis Halle e.V. / Eine Welt-Fachpromotor Migration und Entwicklung

ACHTUNG:
Veranstaltungsort ist das PUSCHKINO Halle.
Kardinal-Albrecht-Straße 6
06108 Halle (Saale)

Tickets

Normal: 8€
Ermäßigt: 6€
Unter https://puschkino.de/tickets/

Das WUK Theater Quartier zeigt den Film COLTAN-FIEBER in Kooperation mit dem PUSCHKINO Halle.
Filmwebsite: http://peachesandrooster.de/production/coltan-fieber-connecting-people/

Yves Ndagano ist seit sechs Jahren Leiter des Kivu Theaterfestivals in Goma im Osten der DR Kongo. Er ist ein ehemaliger Kindersoldat und Gründer der Kompanie SIKILIK’Afrika, was übersetzt sowohl „Hört Afrika zu” als auch „Afrika wird gehört” bedeutet. Ndagano wurde 1990 in Bukavu geboren und arbeitet als Choreograph, Regisseur und Schauspieler. Seine Vision ist es, durch Kunst die Lebensrealität in seiner Heimat zum Positiven zu verändern. In COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE erzählt er seine Geschichte.

Jan-Christoph Gockel, geb. 1982, ist Theaterregisseur und seit 2020/21 Mitglied der künstlerischen Leitung der Münchner Kammerspiele. Gemeinsam mit Michael Pietsch gründete er 2017 die Theater- und Filmkompanie peaches&rooster, deren künstlerischer Leiter er ist. Im Zentrum seiner Inszenierungen – u.a. für das Théâtre National Wallonie-Bruxelles, die Schaubühne Berlin, das Schauspiel Frankfurt, das Les Récréatrales in Ouagadougou und das Staatstheater Mainz, wo er bis 2020 als Hausregisseur Teil der künstlerischen Leitung war – stehen meist politische Fragestellungen. Bereits seit 2013 beschäftigt er sich in seinen Arbeiten intensiv mit dem afrikanischen Kontinent und kolonialen und neokolonialen Ausbeutungsstrukturen. Wie kaum ein anderer Regisseur verbindet er dabei Politik mit Poesie und Spielfreude. Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten künstlerischer Zusammenarbeit entwickelt Gockel innovative, hybride, internationale Theater- und Filmformate wie zuletzt DIE REVOLUTION FRISST IHRE KINDER!, Gockels ersten Spielfilm, der bei der Viennale 2020 seine Premiere feierte.

TD Jack Mahamba Muhindo ist ein kongolesischer Filmemacher, Kameramann, Cutter und Regisseur. Nach einer Ausbildung in den Bereichen Film und Kamera studierte er Dokumentarfilm und Filmschnitt am Yole!Africa Kulturzentrum in Goma, Ostkongo, bevor er eine Masterclass of Cinema am Suka Production Center in Kinshasa absolvierte. Muhindo arbeitete u.a. mit ARTE, BBC Africa und Milo Rau (Das Kongo Tribunal) zusammen – COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE ist die erste gemeinsame Arbeit mit peaches&rooster. Muhindo ist Gründer des CIFF – des Kongo International Film Festivals, Gründer und Leiter der Film-Produktionsfirma R.P.D.Fi.und künstlerischer Leiter des Filmfestivals „Semaine du Cinema au Kivu“.

Drehhintergrund

COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE ist ein Dokumentarfilm, der sich globalen Realitäten durch eine grenzüberschreitende Arbeitsweise nähert. Gedreht wurde in der DR Kongo, in Ruanda, Niger, Ghana, Bangladesch, China, in Kolumbien, Belgien, auf Lesbos und in Deutschland. Da es aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich war, in die DR Kongo zu reisen, wurde mit einemTeam im Kongo und einem in Deutschland gearbeitet.

Die beiden Teams sind sich physisch nie begegnet. Yves Ndagano reiste mit dem kongolesischen Kameramann und Regisseur TD-Jack Mahamba Muhindo an die Originalschauplätze seiner Geschichte. Jan-Christoph Gockel drehte mit Puppenbauer und -spieler Michael Pietsch in seiner Werkstatt und produzierte den Film von Deutschland aus. Yves sagte einmal dazu: “Mit dem Coltan, das ich ausgegraben habe, können wir jetzt miteinander kommunizieren.” In COLTAN-FIEBER: CONNECTING PEOPLE geht es nicht um die Verdammung von Technologie, sondern darum, transparent zu machen, welche Folgen ihre Herstellung für das Leben anderer Menschen hat.

Beteiligte

Cast: Yves Ndagano, Ernestine M’Kajabika, Léontine M’Kajabika Esperence, Ghislain Chimanuka, Julio, Juvenal Muderwa,Ladisi Kajabika Mukabaha, Michael Pietsch, Gianni La Rocca, Patrick Joseph, Laurenz Leky

Regie: Jan-Christoph Gockel & TD Jack Mahamba Muhindo
Kamera: TD Jack Mahamba Muhindo & Eike Zuleeg
Ton: Tavis Jean-Batiste
Montage und Dramaturgie: Christoph Otto
Puppenbau: Michael Pietsch
Musik: Matthias Grübel
Licht & Kamera-Assistenz: Shabani Abdalah
Schnitt-Assistenz: Kim Lêa Sakkal
Farbkorrektur: Eike Zuleeg
Produktion/Produzent: Jan-Christoph Gockel, peaches&rooster

Producer: Kathrin K. Liess
Produktionsleitung DR Kongo: TD Jack Mahamba Muhindo

Internationale Teams
Bangladesch: Tanvir Nahid Khan, Asaduzzaman Farid,
Hossain Jibon, Probaho, Asif, Nahian Azad Shashi, Jidni, Ishtiaq
Bangladesch: Anonnya Banik & Mohamad Rasel
Belgien: Gianni La Rocca, Marynka Seron, Clelia Robaye &
Riccardo
Berlin: Chao Liu, Oscar Linders, Veronika Vorobiova
China: HUA Dong
Ghana: Bernard Akoi-Jackson & Elolo Bosoka
Kolumbien: Tiago Seither Afonso
Lesbos: Atifa Akbari, Yaser Akbari, Refocus Media Lab
Niger: Maman Iro Abdoul Aziz, Abdoulaye Abdoul Rachid,
Mohamed Abdoulaye, Fatoumata Koyta, Gonga Son
Ruanda: Yves Kijyana Peter, Nyatanyi Gael, Irakunda Liliane,
Justin, Uwajambo Prince Oleg

Produktion: peaches&rooster

Koproduktion
R.P.D.Fi. Goma, DR Kongo
africologneFESTIVAL
Theater im Bauturm Köln
Schauspielhaus Graz

Gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, das Auswärtige Amt Deutschland, den Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz/ Ruanda e.V., Shift Phone & das Schauspielhaus Graz.